Der Kultursommer macht Pause. Aber Kultur schläft nie.

Einige Mitglieder des Kulturvereins treffen sich viermal im Jahr im Kunstflügel zum Literaturaustausch. Sie sprechen über Bücher, Autoren und manchmal auch über literaturwissenschaftliche Themen.

So kam es am 6. Juli zu einem spannenden Gedankenaustausch über die Frage: Wie viel Aktualisierung oder Modernisierung verträgt ein klassisches Stück? Am Beispiel von „Leonce und Lena“, das die Theatergruppe BUNTSPECHT gerade auf dem Spielplan hat, wurde dieser Frage anhand einer aktuellen Inszenierung in Anwesenheit des Regisseurs und dramaturgischen Bearbeiters Eike Mewes nachgegangen.

Die Teilnehmer hatten sich die Aufführung angesehen und erlebt, welche Eingriffe der Regisseur in die Stückvorlage vorgenommen hatte. Er ließ Georg Büchner als Spielleiter auftreten und in die Szenerie eingreifen, indem er Textpassagen aus seinen Briefen einblendete, vor allem aber aus der revolutionären Schrift „Friede den Hütten, Krieg den Palästen“ (unter dem Namen „Hessischer Landbote“ bekannt geworden) zitierte. Die Absicht war, auf diese Weise die Aussage des Stückes, die eine Satire auf die deutsche Kleinstaaterei von 1835 darstellt, in die heutige Zeit zu übertragen, um zu zeigen, dass sich die provinziellen Machtstrukturen nicht wesentlich verändert haben. In der Tat waren die Zuschauer überrascht, wie nah und einsichtig Büchners Texte plötzlich wirkten und wie realistisch manche Forderung nach Recht und Gesetz rüberkam.

Die Teilnehmer des Literaturkreises konnten die Frage, wie viel Veränderung darf sich künstlerische Freiheit erlauben, natürlich nicht beantworten. Sie waren sich aber einig, dass die Eingriffe hier unaufdringlich und sehr fließend, also ohne Störung des Ablaufs, über die Bühne gingen, sich Büchner als Figur gut einpasste, und dass auf diese Weise ein fast 200 Jahre altes Stück seine Kernaussage beibehalten kann.

Am Ende stand einhelliges Lob für eine gelungene Modernisierung, die zum Nachdenken angeregt und zum Nachlesen der Büchnerschen Texte aufgefordert hat.

So kann Kulturarbeit über die eigentliche Veranstaltung hinaus lebendig bleiben. Sie können sich noch an dieser Diskussion beteiligen, denn wir führen „Leonce und Lena“ am 26. August in der Kulturscheune wieder auf.

Mit sommerlichen Grüßen

Ihre Theaterwerkstatt im Kulturverein