MAZ vom 24.03.2012

Rangsdorfer Geschichtswerkstatt tauchte auf den Spuren historischer Karten in die Siedlungsgeschichte ein

 
RANGSDORF – Große und kleine, farbige und schwarz-weiße Kopien alter Landkarten lagen auf Schulbänken ausgebreitet. Rangsdorfer und Groß Machnower Einwohner beugten sich neugierig darüber. Schon vor Beginn der abendlichen Runde, zu der die Geschichtswerkstatt des Kulturvereins Rangsdorf am Mittwoch geladen hatte, führten die Gäste angeregte Gespräche, tauschten Erinnerungen aus, zeigten Fotos.

Ein Glück, dass viele „Alteingesessene“ erschienen waren. Doch auch später Zugezogene interessierte die Vergangenheit ihrer neuen Heimat. Werkstattleiter Stefan Rothen moderierte eine Veranstaltung, die von den Erinnerungen der Anwesenden, von Diskussionen über Straßen- und Wegeführungen, Gewässer und Gebäude in der Region lebte. Stefan Rothen hatte mit etwa einem Dutzend Mitstreitern alte Karten und Messtischblätter zusammengetragen. Die älteste Darstellung aus dem bis 1945 existierenden Geheimen Staatsarchiv war auf das Jahr 1777 datiert – klein und übersichtlich sah es in der Urbanisation Rangsdorf am See aus.

„Als wir diese Werkstatt vorbereiteten, haben wir nach zweieinhalb Stunden gemerkt, dass man unendlich sitzen und anhand der Karten über Wegeführungen diskutieren und mutmaßen kann“, berichtete Rothen. So war es dann auch: Wenn Wilfried Dorsheimer und Bernd Müller, gebürtige Rangsdorfer, Heidi Kansy, Ur-Groß Machnowerin, und andere Einheimische Kindheitserinnerungen „auspackten“, hörte man gespannt zu. Und manchem fiel noch mehr oder etwas anderes dazu ein.

An die Zeit, als die Birkenallee in Rangsdorf noch Uferpromenade war – erst mit einer späteren Wasserabsenkung gewann man Land, auf dem heute beispielsweise das „Seebadcasino“ steht – erinnert sich niemand mehr. Aber viele Anwesende konnten mit Überlieferungen ihrer Eltern oder Großeltern dienen.

Wie kam man früher von Groß Machnow nach Rangsdorf? Wilfried Dorsheimer beschrieb einen umgekehrten Pfad vor etwa 60 Jahren, der ihn vom heutigen Fleischer Balk über die Birkenallee, das Bückergelände und das Flugfeld, Wiesen, den Pramsdorfer Berg und Pramsdorf über den „Jordan“, den heutigen Auwald zwischen Groß Machnow und Pramsdorf, nach Groß Machnow führte. Heidi Kansy erzählte von Groß Machnower Kindern, die im Winter über den zugefrorenen Schustergraben und den Machnower See in den Zülowgraben mit Schlittschuhen bis ans ehemalige Café „Züloweck“, heute Wohn- und Geschäftshaus Ecke Sachsenkorso/Großmachnower Straße, kamen, was wohl die kürzeste und schnellste Verbindung gewesen sein dürfte.

Über Weinbau in der Region, das königliche Jagdrevier in den Groß Machnower Remisen, Tonabbau und Ziegeleien war viel zu erfahren. Dass nicht alles der Weisheit letzter Schluss war, lag auf der Hand.

Dass sich dieses Forum gegründet hat und auf so große Resonanz trifft, ist erfreulich. Stefan Rothen bat die Anwesenden, weiter in alten Fotos zu stöbern, die die Ortsgeschichte dokumentieren. Hunderte habe er bereits bekommen – sie würden aufbereitet und sollen voraussichtlich im Sommer der Öffentlichkeit präsentiert werden. (Von Andrea von Fournier)