06.06.2011/MAZ

UNTERHALTUNG: Die Macht der wenigen Worte

Erich Fried mit Musik gelesen

RANGSDORF – Beim Rangsdorfer Kultursommer bot der örtliche Kulturverein am Samstag einen Erich-Fried-Abend mit Hartmut Klucke. Begleitet wurde er am Klavier von seinem alten Freund Rainer Schill. Letzterer spielt seit fast 50 Jahren Klavier und wählte für die musikalischen Zwischenstücke wenig bekannte russische Komponisten und Johann Sebastian Bach aus. „Das sind musikalische Miniaturen, die zu den Texten passen“, so Schill.

Zu DDR-Zeiten war Erich Fried ein eher Unbekannter östlich der Elbe. Doch sorgte er im westlichen Landesteil für heftige Kontroversen. „Fried ist für mich einer der ehrlichsten deutschen Dichter“, sagt Klucke. Er sieht diesen Meister der deutschen Sprache auf einer Stufe mit Brecht. Viele von Frieds Themen sind aktuell. Man wunderte sich bei der Lesung immer wieder, mit wie wenig Worten man so viel sagen kann. Mittlerweile ist man anscheinend schon sehr dran gewöhnt, mit sehr vielen Worten nichts zu sagen. Fried hatte politisch immer einen klaren Standpunkt, doch beschäftigte er sich auch mit den großen Dingen des Lebens, wie der Liebe.

Die alte Scheune bot ein kühles und gleichzeitig warmes Ambiente für die überschaubare Besucherschar. Doch entfaltete sich vor ihnen ein Ausschnitt von Frieds Werken, den Klucke mit Bedacht gewählt hatte, von den politischen Werken zu den Liebesgedichten. Die „waren hochpolitisch und seine politischen Texte voller Liebe“, sagt Klucke. „Nun lasst uns ein Glas Rotwein trinken und miteinander reden“, so lud Klucke die Gäste am Ende ein. Sprechen doch Frieds Texte Herz und Verstand an. „Humorlos – die Jungen werfen zum Spaß mit Steinen nach Fröschen. Die Frösche sterben im Ernst . . .“ (Von Mike Jentsch)