MAZ vom 30.April 2012

Hoffnung auf Leben

Plakatausstellung in der Rangsdorfer Kulturscheune

RANGSDORF – Am Freitagabend eröffnete der Kulturverein Rangsdorf eine Plakatausstellung mit Fotos und Texten, die vom Leben im Konzentrationslager Auschwitz erzählen. Diese wurden geschrieben von zumeist jüdischen Menschen. Einige, die das Lager überlebten, holte das Grauen Nacht für Nacht ein, sie ertrugen es nicht und nahmen sich Jahre später das Leben.„Die Gegenwart von Auschwitz“, so ist die Ausstellung überschrieben, und diese Gegenwart wird beklemmend deutlich. Eike Mewes vom Verein las Gedichte und ergänzende Texte, sehr einfühlsam umrahmt von Johanna Arndt, die jiddische Lieder sang. Eine bedrückende Atmosphäre breitete sich aus. Eine jüdische Frau, verheiratet mit einem Arier, hinterließ ihren Kindern die Nachricht, dass sie, wenn sie im Lager angekommen sei, nach vier oder acht Wochen vielleicht die Erlaubnis zum Schreiben erhalte. Eine andere bittet ihre Lieben daheim um ein wenig Körperpuder und Zahncreme. Beide Frauen ahnten nicht, dass sie nur wenige Tage später im Gas sterben würden.

Geblieben sind von ihnen nur die paar Zeilen. Soviel Hoffnung auf Leben und das Wissen der Nachgeborenen, das macht die unendliche Bitternis aus, die sich beim Betrachten der Bilder und beim Lesen der Texte einstellt. Konzipiert wurde die Ausstellung bereits in den 90er Jahren vom Fritz-Bauer-Institut. Die Dokumentations- und Bildungseinrichtung forscht zur Geschichte nationalsozialistischer Massenverbrechen und deren Wirkung bis in die Gegenwart.

Der Leiter der Gedenk- und Bildungsstätte „Haus der Wannsee-Konferenz“, Norbert Kampe, gab am Freitag in groben Zügen den geschichtlichen Hintergrund zur Entwicklung von Nationalsozialismus und der Ermordung der Juden. Sein Vortrag rückte aus verkehrstechnischen Gründen ans Ende und nicht wie ursprünglich geplant, an den Anfang der gut besuchten Veranstaltung, was einige Rangsdorfer verärgerte. Sie beklagten „nachträglichen Geschichtsunterricht“, der die Stimmung des ansonsten sehr einfühlsam gestalteten Abends verdorben hätte.

Christiane Witt, Integrations- und Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, informierte über eine Reihe im Rahmen des Lokalen Aktionsplanes, die „Leben erzählen“, heißt. Zeitzeugengespräche könnten doch auch in der Kulturscheune stattfinden, regte sie an. Hausherr Detlef Schlüpen hat in die bis Mitte Juni laufende Ausstellung Schulklassen eingeladen. Geöffnet ist die Scheune Mittwoch bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr. (Von Gudrun Ott)