MAZ vom 6.11.2012

Sportler, Tüftler, Weltmeister

Der Kulturverein stellte Peter Rosenow in seinem Heimatort Rangsdorf vor

RANGSDORF – Dass es „ein richtig schöner Herrenabend“ würde, versprach Petra Siegert vom Kulturverein vorab. Es ging um Männer, Motoren und rasante Geschwindigkeiten. So war es erstaunlich, wie viele Frauen gekommen waren. Neben Moderatorin Gisela Hoffmann hatte Peter Rosenow Platz genommen, angekündigt als Rangsdorfer Legende und Weltmeister. Wie sich zeigte, war der einstige Motorsportler nicht der einzige Champion im fast aus den Nähten platzenden Saal.

Der Welt- und Europameister im Motorbootrennsport begrüßte seinen Sportfreund, einstigen Arbeitskollegen und engen Vertrauten Manfred Blumenthal aus Großbeeren und Manfred Loth, Welt- und Europameister im Rennboot in größeren Hubraumklassen aus dem ehemaligen Westberlin.

Der heute 75-jährige Rosenow hatte eine karge Kindheit und Jugend. Den in Angermünde Geborenen, in Ostpreußen und Norddeutschland Aufgewachsenen prägten die Zeit der Vertreibung, der Tod des Vaters in einem Lazarettzug von der Front in die Heimat und der Hunger nach dem Krieg.

Als die Lehre zum Betriebsschlosser 1954 in Neustrelitz beendet war und die Arbeit im Ludwigsfelder Industriewerk an der Nullserie des legendären „Pitti“-Rollers begann, stellte sich Normalität im Leben ein: Mit 300 DDR-Mark im Monat, dem „Pitti“, den die Mutter ihm überließ, und einer „Flamme“ im Norden. Der Motorroller führte ihn zum Geländesport in der Ludwigsfelder Werksmannschaft. Er absolvierte ein Ingenieur-Fernstudium und fand über die bis 1965 in Ludwigsfelde für die Sowjets gebauten 175-Kubik-Rennmotoren zum Wassersport.

Die anfälligen Motoren wurden nach einem Pannen-Rennen 1966 von Peter Rosenow, Manfred Blumenthal und Klaus Driefert durch eine eigene Konstruktion ersetzt, die in ihrem „Iltis“ getauften Kollektiv aus zwei Ingenieuren und drei Schlossern entstand. Mit ihren neuartigen 250-Kubik-Motoren siegten die drei Rennfahrer fast unablässig, Rosenow in 95 Rennen allein 40 -mal.

Vor allem bei internationalen Rennen, wo Rosenow Europameister in Italien oder Weltmeister in Frankreich wurde, wurden die selbst gebauten Motoren genau beäugt. „Von Leuten, denen ich erstmal die fundamentalen technischen Zusammenhänge aufzeichnen musste“, so Peter Rosenow lachend. Dass den Sportlern der Nationalmannschaft oft das Westgeld fehlte, um sich im Ausland zu ernähren, war eine bezeichnende Episode. Anfang der 1970er Jahre strichen die DDR-Oberen internationale Meisterschaften. Sportliche Konkurrenz fehlte. „Da haben Manfred und ich einen komfortablen Wohnwagen mit super Fahrgestell konstruiert und sind mit unseren Familien in Urlaub gefahren“, so Rosenow.

Er arbeitete mit Blumenthal als Tester für W 50-Lkw in Afrika. Kurz vor der Wende machte er sich mit einer Kurbelwellen-Reparatur für Trabi und Wartburg in Rangsdorf selbstständig. 1990 stellte er mit Peter Spillner die Werkstatt auf Oldtimer-Restaurierung um. Spillner führt sie, weltweit anerkannt, in Glienick weiter. Rosenows Tochter heiratete in die flugbegeisterte Familie Gaida ein. Kein Wunder, dass der Senior bei der Restauration von Teilen und Flugzeugmotoren dabei ist. Die Bücker „Bestmann“ von Schwiegersohn Ralf ist das erste wieder flugtüchtige Kooperationsprojekt. (Von Andrea von Fournier)