2. Rangsdorfer Abend

Presseartikel zum 2. Rangsdorfer Abend am 10. März 2011

MAZ / Sonnabend/Sonntag, 12./13. März 2011

Zwischen Heiterkeit und Nachdenklichkeit

Ein Abend mit Käthe Seelig und Siegfried Fiedler

 

Was anfangs wie eine zufällige Auswahl der Gesprächspartner aussah, erwies sich im Verlauf des Abends als ein erneutes Zusammentreffen von Dozentin und Schüler

 

 

Von Arno Neumann

Rangsdorf / Dieser „Rangsdorfer Abend“ hatte seine ganz besondere Atmosphäre. Durch den Rangsdorfer Kulturverein eingeladen zum Gespräch waren die weithin bekannte, uneingeschränkt beliebte Schriftstellerin und promovierte Theaterwissenschaftlerin Käthe Vogeler-Seelig sowie der in Rangsdorf noch weniger bekannte Schauspieler und Rundfunksprecher Siegfried Fiedler. Gisela Hoffmann moderierte zurückhaltend, aber dennoch entschieden das Gespräch und verstand es, von Beginn an eine aufgeschlossene Atmosphäre in dem weiträumigen, bis auf den letzten Platz gefüllten Saal im ASB-Seniorentreff zu schaffen.

Was anfangs wie eine zufällige Auswahl der Gesprächspartner aussah, erwies sich im Verlauf des Abends als ein erneutes Zusammentreffen von Dozentin und Schüler. Das Beglückende dieses Abends war die verblüffende Vitalität Käthe Vogeler-Seeligs, die in wenigen Wochen ihren 96. Geburtstag feiert. Hellwach, mit Humor und Charme dem Leben zugewandt sprach sie über ihre vielschichtige berufliche Arbeit, die ihr Leben prägte – gerade auch als Frau, wo sie nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes mit ihrem Sohn auf sich allein gestellt war, als Dozentin für Ästhetik an der Theaterhochschule in Leipzig arbeitete und auch noch außerplanmäßig, das heißt zusätzlich zu ihrer Arbeit, promovierte. Das war „nicht leicht, aber spannend“, sagt sie. Und es ging wohl nur, weil die Arbeit an der Hochschule, die Lehre und die Betreuung der Studenten ihr Leben waren.

Auf die gewollt provokant gestellte Frage, wozu ein Schauspieler Ästhetik brauche, legte Käthe Seelig aus dem Stehgreif knapp und glasklar, verständlich für jeden einen Exkurs über Ästhetik hin, der ihr begeisterten Beifall einbrachte.

Der Schauspieler saß neben ihr. Siegfried Fiedler erzählte von seinem Weg zum Theater, der nach erfolgreichen Engagements an unterschiedlichen Bühnen zum Berliner Rundfunk führte, wo er vorwiegend als Nachrichtensprecher arbeitete. Mit einem Gedicht von Wilhelm Busch gab er eine Probe sprachlicher Gestaltung eines Textes, gleichermaßen auch mit einem emotional sehr bewegenden Vers von Käthe Seelig, den sie vorher ganz schlicht selbst vorgetragen hatte. Siegfried Fiedler schloss mit einer ganz in der Zeit der DDR verwurzelten, dennoch durchaus zeitgemäßen Geschichte vom braven Schüler Ottokar und blieb so auf der heiteren Strecke.

Käthe Seelig bewies mit einer kleinen alltäglichen Episode, die sie jugendlich phantasievoll aufblühen ließ bis hin zu ironisch gesetzter gesellschaftlicher Utopie, welche Herzenswärme und Lebensfreude in ihr steckt.

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